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Meine Berichte von "dahoam"

Rundmail vom 18. November 2012     - mit Fotos -

Liebe Freunde,
 
gerne möchte ich Dich bei ein paar Stimmungsbildern teilhaben lassen und vor allem mit einer Geschichte, die mich emotional sehr bewegt.
 
Dank des momentan gut gesinnten Wetters geht es an der Baustelle in Bad Endorf mit meinem Mehrgerationenhäusern zügig voran. Im ersten Bild ist die erste Bodenplatte zu sehen. Mittlerweile sind es Drei. Wenn der Januar einigermaßen freundlich ist, dann werden schon die ersten 3 Häuser aufgestellt werden, nachdem die Wände in der nur 2 km entfernten Zimmerei vorgefertigt werden.
 
Die anderen Bilder sind nur "ums Haus rum", wie man in bayerisch so schön sagt. Die zwei kleinen Enkelinnen haben kurz vor dem Foto mit der übriggebliebenen Grillkohle gespielt.
 
 
 
"Endlich wieder mal auf Reisen"!
 
Am Freitag fliege ich nach Südamerika, da bezüglich des Baus meine Anwesenheit derzeit nicht unbedingt notwendig ist und ich deshalb für 3 Wochen verreisen kann. Die Reise beginnt in Buenos Aires. Auf folgende Familiengeschichte bin auf meine Großeltern im nachhinein noch besonders stolz, weil sie aus Nächstenliebe ein großes Risiko eingingen.
 
Ich bin schon sehr gespannt auf das Wiedersehen mit den Nachkommen der Familie, die von 1943 bis 1945 auf unserem Hof versteckt war. Auf dem fünften Bild siehst Du die vier Töchter der Famile. Die letzte starb vor ein paar Monaten.
 
Die Mutter der Mädchen, die "Mulli" wie sie immer genannt wurde, eine geborene Argentinierin, war mit meiner Großmutter gut befreundet. Seit 1933 war sie mit ihrem Mann, einem Theaterintendanten und den Töchtern auf unserem Hof regelmäßig auf "Sommerfrische". Von Beruf war sie Fotografin und ihr Vater Diplomat, was ihr die Möglichkeit gab, Verfolgten die Ausreise nach Südamerika zu ermöglichen.
 
Kürzlich telefonierte ich mit Trixi, die die ersten 1,5 Lebensjahre bei uns in dieser Zeit lebte. Sie erzählte mir am Telefon, dass ihre Mutter und ihre Tante mit Nazioffizieren verheiratet waren. Die beiden Männer verrieten den Schwiegervater wegen Fluchthilfe, worauf die SS ihm eine Pistole hinlegte und ihm keine andere Wahl ließen, als sich selber zu richten. Er nahm nach der Erzählung aber noch kurz vorher zwei fanatische Nazis mit in den Tod. "Mulli" mit den Töchtern und der Enkeltochter Trixi mussten daraufhin sofort Untertauchen. Möglicherweise gäbe es auch mich gar nicht, wenn der Vater von Trixi sie gefunden hätte.
 
Nach dem Krieg wanderte die Familie nach Argentinen aus. 1965 kam Karin, eine der Töchter mit ihrer Tochter Petra, damals 20, nochmal zu Besuch (6. Bild. Links meine Schwester Anneliese und rechts Petra). Dann verlor sich die Spur.
 
Es lief mir richtig kalt über den Rücken, als Trixi bei einem kürzlichen Telefonat zu mir sagte: "Deine Großeltern haben uns das Leben gerettet"! Sie hat heute ein Spracheninstitut in Cordoba.
 
Das wieder finden der Familie ist ein typisches Beispiel, wie klein die Welt doch ist. 2011 im Mai war ich mit dem gerade verstorbenen Anton Kathrein auf IHK Reise in Uruguay und Paraguay. Dabei befreundete ich mich mit Frank, einem Anwalt aus München, der mit der Tochter von Trixi und einer Enkeltochter "Mullis", die nach Deutschland zurückwanderte, verheiratet ist. Es sollte aber noch ein Jahr dauern, bis wir den Zusammenhang unserer Familien erfuhren.
 
Frank fragte mich mal nebenbei, dass die Urgroßmutter seiner Frau auf einem Bauernhof am Chiemsee versteckt war und ob ich mit dem Namen "Simmern von Stetten" etwas anfangen könne. Er kannte mich ja als Hans Fritz aus Rimsting. Dass aber unser Hof "Simmernhof" heißt und unser Weiler "Stetten", das konnte er natürlich nicht wissen. Ich freue mich deshalb rießig, die Leute nächstes Wochenende zu treffen. Die beiden Fotos oben stammen aus "Mullis" Familienalbum. Ich bekam ich per Mail vor ein paar Monaten aus Argentinien.
 
Über meine Eindrücke in Buenos Aieres und meine Weiterreise nach Salta in Nordargentinen zu unserer ersten Serra Säge in diesem Land, mit anschließender 5000 m hohen Passüberquerung nach Chile, berichte ich Dir dann von dort aus.
 
Ganz herzliche Grüße
Hans Fritz
 
P. S. Diese Woche drehten wir zwei "Waldspaziergang" Filmbeiträge für den BR. Der Erste kommt voraussichtlich am kommenden Mittwoch zwischen 17.30 und 18.30 Uhr in der Abdenschau im dritten Programm. Eine weiteren, mit dem schmücken von zwei Christbäumen, drehen wir am Dienstag. Alle Beiträge sind nach der Sendung im Internet unter „abendschau br“ „Nachzuschauen“.

tt. mmmmmm 20jj

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