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Meine Reiseberichte
Reisebericht aus Kenia im März 2013    - mit Fotos -
Grüße aus Afrika

Bin derzeit in Kenia unterwegs. Als ich vor 8 Jahren das erste Mal in das Hochland von Kenia, auf 2000 m Höhe in die ca. 150 000 Einwohner zählende Stadt Nanyuki kam, dache ich nicht, dass sich hier mal für unsere Sägewerke ein guter Absatzmarkt entwickeln könnte. Die Stadt liegt am Fuße des 5199 m hohen Mount Kenia, dem zweithöchsten Berges Afrikas. Ich besuchte damals Stephan, unseren dienstältesten Serra Vertreter. Er war mit Frau und Kind für ein Sabbatjahr hier und weil ich gerade das erste mal in Schwarzafrika war, um in Angola eine Säge zusammenzubauen und einzuschulen, besuchte ich ihn damals.

Derzeit beginnt gerade die Regenzeit. Zwei mal habe ich es bisher erlebt, dass es eine Stunde geschüttet hat. Das Schlimme hier ist nicht der Regen, darauf wartet die ganze Natur, sondern, die Lehmstraßen. Wenn man vom Auto aussteigt und ein paar Meter geht, wird man durch das Aufstöckeln, gleich ein paar cm höher. Mich wundert es, dass mein Vorderrad- Hunday, den mir ein Mitarbeiter von unserem ersten Serra Kunden, George Gitonga, günstig lieh, mit den total abgefahrenen Reifen bisher noch nicht stecken blieb. Sonst haben die, die hier so leben, alle Allradfahrzeuge. Ein komisches Gefühl für mich, das erste Mal auf der rechten Seite am Steuer zu sitzen. Oft schalte ich dann den Scheibenwischer anstatt dem Blinker ein und ein paar mal bin ich schon auf der Beifahrerseite eingestiegen und habe erst gemerkt, dass ich kein Lenkrad habe, als ich schon drin saß.

Wenn es geregnet hat, dann wird es in der Nacht ziemlich kalt. Es geht dann auf 13 Grad runter. In den Häusern, die natürlich keine Heizung haben, zeigte das Thermometer dann morgens nur 15 Grad. Schließlich liegen wir ja auf 2000 m Höhe. Das Wärmste was ich bisher gemessen habe, waren 26 Grad am Tag. Letztes Jahr hat es sogar gereift, was sie bisher noch nicht erlebten. Ganze Kartoffel- und Maisfelder waren damals kaputt.

"Nein", ein Inder, den ich schon vor 8 Jahren kennen lernte und der als Sohn eines englischen Verwaltungsbeamten, bereits hier geboren ist, erzählt mir, dass er Pater Luckas, von der nahe gelegenen Benediktiner Mission kannte. Mir lief es kalt über den Rücken. Pater Luckas war ein Cousin meiner Mutter und ich erinnere mich noch, als er zwischen 1965 und 1970 bei seinem letzen Heimatbesuch, bei uns auf dem Hof zu Besuch war. Ach wie war ich damals stolz, einen Verwandten als Missionar in Afrika zu haben. Als die Sprache nach der Beschneidung der Mädchen kam, fragte ich ihn ganz unbefangen, was da weggeschnitten wird. Er sagte nur: "Alles drum rum"! Ich lernte den Pfarrer kennen, der mit ihm im Auto saß, als er 1988 an einem Herzinfarkt mit 71 Jahren starb. Ich konnte auch sein Grab besuchen. Meine Mutter wird sich sehr freuen, wenn ich ihr die Bilder bringe.

Die Fliesenleger richten sich hier offensichtlich bei Verlegen der Bodenfliesen nicht nach dem Guliablauf, sondern nach der Türe. Und wenn der Ablauf zu hoch liegt, dann hoffen sie, dass das Wasser aufwärts läuft. Die Dusche hat nur einen Kaltwasseranschluss und einen elektrischen Heizkopf. Wie warm man das Wasser haben will, regelt man mit dem Aufdrehen des Hahnes. Wenn man es schön warm haben möchte, hat man eben dafür wenig Wasser.

Durch George Gitanga lernte ich viele Menschen kennen, seit er 2011 die erste Serra Säge in Kenia kaufte. Es war ein langer Weg, denn Geschäfte gehen hier in erster Linie über Vertrauensbasis. Dessen Aufbau ist nicht einfach, da immer noch gegen uns Weiße ein unterschwelliges Misstrauen besteht. An unserer eigenen bayerischen Geschichte sieht man ja, wie lange es dauert kann, in dem wir teilweise heute noch über die Preußen lästern, weil sie uns Bayern 1866 besiegten und wir mit ihnen dann in die verlustreichen 70iger Kriege nach Frankreich mussten. Mein Urgroßvater war damals schwer verwundet und mein Großvater schimpfte auf Preußen und Franzosen etwa gleichlautend. Der Mau Mau Aufstand von 1952 in Kenia, bei dem es sehr viele Tote beim Kampf gegen die Besetzer, die Engländer, gab und die folgenden 11 Jahre bis zu ihrer Unabhängigkeit, sind erst 50 Jahre vergangen. Der Vater und spätere Präsident des gerade neu gewählten Präsidenten Kenyata soll damals ihr Anführer gewesen sein. Heute gilt Kenia als das am weitesten entwickelte und stabilste Land Schwarzafrikas.

Hier wird jeden Tag ganz aufgeregt die Gerichtsverhandlung bezüglich der Wahlanerkennung am Fernseher verfolgt. Diese Woche fällt noch die Entscheidung. Dabei geht auch um die verschiedenen Volksstämme, die ganz unterschiedliche Sprachen sprechen. Aber auch die vermischen sich immer mehr. Ebenfalls, wie bei uns in Bayern! Im Fernsehen wechseln die Sprecher oft in den beiden Amtssprachen Suaheli und Englisch hin und her, die aber beide Fremdsprachen sind. Suaheli hat seine Wurzeln im arabischen. Mombasa war der Haupthafen für den Sklavenhandel an der Ostküste.

Unter den Einheimischen gibt es kaum einen Mittelstand. Entweder arm, oder gleich richtig reich. Arm heißt für ca. 50.- bis 80.- € im Monat zu arbeiten, wenn man Glück hat. Da die Preise im "Nakomat", ähnlich unserer Edeka, sogar oft höher sind als bei uns, es aber trotzdem genügend Kunden gibt, erkennt man, dass die Schlauen hier schnell in die Höhe kommen. Das Marktgesetz "niedrige Löhne, bringt hohen Gewinn", ist überall. Und da es unglaublich viele junge Menschen ohne Arbeit gibt, bestimmt, wie überall auf der Welt, Angebot und Nachfrage, den Preis. Das Problem ist, die fehlende handwerkliche und allgemeine Ausbildung. Sie arbeiten auch furchtbar umständlich und unproduktiv. Ganz zu schweigen, von den Murks, den die Handwerker hier fabrizieren. Das fängt schon beim fehlenden guten Werkzeugs an. Nicht dass es das nicht gäbe. Es ist einem Handwerker einfach zu teuer, ein paar Jahreslöhne für Werkzeug auszugeben.

Im Sägewerk von Gitonga brauchten 10 bis 12 Mann einen ganzen Tag um einen großen Sattelzug mit Schnittholz zu beladen, was bei uns ein Staplerfahrer in einer halben Stunde erledigt. Jede Woche beliefert Gitonga damit einen Händler an der somalischen Grenze. Die Somalis kommen über die Grenze und kaufen das Holz, was seit einem Jahr zum Großteil unsere Serra sägt. Das meiste Schnittholz geht aber täglich nach Nairobi. Gitonga hat derzeit sehr viel Schnittholz liegen. Er sagt, er braucht den Vorrat, weil er während der Regenzeit nicht in die Wälder kann und seine Kunden kontinuierlich beliefern möchte.

Gitonga ist 62, hat eine Ingenieurausbildung und stammt aus Elburgon, der Gegend mit den meisten Sägewerken, der "Holzhauptstadt" Kenias, rund 200 km Luftlinie weiter im Westen. Der Ort liegt auf 2700 m Höhe, auf der anderen Seite des großen afrikanischen Grabens, der sich vom See Gennesaret in Israel über das tote und rote Meer bis Mosambik, in den Süden Afrikas, erstreckt. 10 Jahr arbeitete er für Schiffe in Mombasa, ehe er sich in seiner Heimat mit einem primitiven Sägewerk selbstständig machte. Sein Geld legte er immer gleich in Land an, auf dem er sofort mit größeren Aufforstungen begann, um sich von den unsicheren staatlichen Rundholzkontingenten unabhängig zu machen. Die Bäume sind hier nach 20 bis 30 Jahren hiebreif. Stolz führt er mich durch seinen Wald. Da in den 90iger Jahren in seiner Heimat Stammeskriege aufflackerten und die Gefahr bestand, dass er seinen ganzen Besitz verlieren könnte, kaufte er in Nanyuki ein Hotel und über 50 ha Land, da hier ein sicherer Ort für Kikyus, des größten und einflussreichsten Stammes Kenias, ist. Somit hat er jetzt an zwei Orten seinen Besitz.

Mit unserem Sägewerk ist er mehr als zufrieden. Einer seiner Nachbarn, George Kiriati und ein Inder im 45 km entfernten Nakuru, haben bei mir, auf Grund der großen Leistung, Schnittqualität und Zufriedenheit mit der ersten Serra in Kenia, gerade je ein Sägewerk bestellt. Mir gegenüber bringen sie sehr viel Respekt entgegen, auch deshalb, weil ich selber Land- und Forstwirt und somit "einer von ihnen", bin und noch dazu so gute Maschinen bauen kann, gefällt ihnen sehr. Damit haben wir, zusammen mit Stephan, ohne den wir mit unseren Maschinen nie in diesen wirklich zukunftsträchtigen Markt gekommen wären, die Voraussetzung für die Vertrauensbasis geschaffen.

Die vierstündige Fahrt von Nanyuki nach Elbugon führt über teils abenteuerliche Straßen mit Schlaglöchern im Asphalt durch verschiedene Gegenden (die Löcher sind noch viel schlimmer und häufiger als in Deutschland). Teils führt die Fahrt durch Gegenden mit sehr guten Böden. Je höher man kommt, des do grüner wird es. Mais, Weizen Hirse, Kartoffeln, Tee, aber auch Annas Avocados und viele Feldfrüchte mehr, werden unter anderem hier angebaut. Immer sind sehr viele Leute auf der Straße und besonders Nachts muss man unglaublich aufpassen, dass man niemand überfährt. Manchmal kann man auch nicht Überholen, weil der Auspuff des vorausfahrenden Fahrzeuges derart stake Rauchwolken ausstößt, dass man nichts sehen kann.

Die Kikyus, die größte Volksgruppe Kenias, sind traditionell die Ackerbauern und die Samburos und Massais, ziehen als Halbnomaden immer noch mit ihren Schafen, Ziegen und Rindern durchs Land und sind oft noch nicht sesshaft. Sie leben meist in den trockeneren Gebieten unter 2000 m, kommen aber auch in die Städte. Man sieht sie überall. Sie haben, wie jeder andere Kenianer, alle ein Handy. Eine Minute telefonieren kostet 2 Cent. Überraschend für mich ist, dass hier ein flächendeckender guter Empfang, im Gegensatz zu uns in Stetten und am Bahnhof bei der Firma besteht.

Am Ostermontag in der Früh lande ich in Zürich und dann fahre ich auch gleich heim. Am 16. April starte ich dann schon wieder nach Chile, um eine Serra in Betrieb zu nehmen.

Ganz liebe Grüße
Hans

tt. mmmmmm 20jj

Georg Kiriatu, der neue Serrakunde vor einem seiner zahlreichen Rundholzstapel

 

Vieles wird noch mit Eseln transportiert

Der Mount Kenia

Die Rinder sind am Ende der Trockenheit immer sehr mager

Auf dem Weg zum Markt

Missionstation und der Pfarrer der Pater Luckas gut kannte und sein Grab

 

Foto vom Palmsonntag auf dem Weg zur Kirche

Die Straße zum Sägewerk

Brennholz ist rar

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Fotos vom Markt

 

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Am großen afrikanischen Graben

George Gitonga

Der Gipfel des Mount Kenia

Am großen afrikanischen Graben

"Meine" Dusche

George Gitonga in der Mitte, Rechts George Kiriatu vor dem Serra Sägewerk

Ein altes Sägewerk

Der Lastzug für Somalia

 

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