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Meine Reiseberichte
Argentinien & Chile im Herbst 2012 - Bericht 7    - mit Fotos -

Grüße aus Villarrica - Bericht 2 aus Chile

Das "Erleben" geht, wenn auch etwas langsamer, weiter.

Nach der Übernachtung, in immerhin noch 2.400 m Höhe, im Touristenort "Sankt Petro da Atacama", dem angeblich trockensten Ort der Welt, fuhr ich am Sonntag den 2. Dezember 2012 schon um 8.00 Uhr, in die gut 100 km entfernte Kupferstadt Calama, zum Flughafen. Mit Zwischlandungen in Copiapo, der Minenstadt in der die Bergleute verschüttet waren und Santiago, kam ich um 18.30 Uhr, nach rund 2000 km, in der zweitgrößten Stadt Chiles an. Martin von Landsberg holte mich dort ab. Er importiert Forstmaschinen und wird auch in Zukunft unserer Sägewerke vertreten.

Die folgenden 2 Tage besuchten wir potentielle Kunden - und am Dienstag kam ich dann endlich in Villarrica, bei meinem "Mercado" an. Dort empfing mich meine Tochter Veronika mit Enkeltochter Annabella, die schon 14 Tage vorher ankamen und sich mittlerweile gut eingewöhnt haben. Villarrica heißt sowohl die 50 000 Einwohner-Bezirkshauptstadt, der See, der größer als der Chiemsee ist und auch der 2.800 m hohe, noch schneebedeckte Vulkan.

Der "Mercado Fritz", den ich vor 10 Jahren baute, läuft nach anfänglichen Anlaufschwerigkeiten mittlerweile sehr gut. Vor 3 Jahren erlaubte ich den Maputche Indianern, dass sie auf der "Plaza" in meinem Markt, ein traditionelles Indianerhaus, eine "Rucka" zu bauen. - Und seitdem läuft es. Alle 50 Marktstände sind vermietet. Hoffe es geht so weiter, denn letzte Woche ist der Schamane gestorben, der alle paar Tage eine Zeremonie zelebrierte, um die bösen Geister fern zu halten.

Es ist immer sehr schön bei diesen einfachen, aber sehr herzlichen Menschen. Die ganzen "Locatarias", wie die Standmieter heißen, sind von Veronika und der "Puppe", wie sie Annabell nennen, ganz hin und weg. Ein blondes, blauäugiges Kind, sehen sie ja äußerst selten. Veronika fühlt sich sauwohl hier. Sie sitzt mit den anderen Frauen und strickt, oder filzt und lernt Spanisch. Ein Teil der Frauen sitzt hier nicht den ganzen Tag und wartet auf Käufer. Sie produzieren gleichzeitg. Es wird gestrickt und gewebt, teilweise auch gemalt. Ganz wichtig ist auch das Essen. Mittlerweile sind es außer der absolut gut laufenden Wirtschaft, der "Cousina de Maria", "Marias Küche", noch weitere 3 Klein-Essens-Anbieter. Die Rucka hat neben der offenen Feuerstelle noch 5 Tische und Hilda, eine 55 jährige Indianerin, hat einen Holzbackofen und kommt jeden Tag als Erste die 12 km hier her. Auf ihren paar ha Land hat sie 5 Kinder großgezogen. Ihr Mann trinkt und schlägt sie. Hier findet sie, wie auch viele Andere, ihren Lebensunter- und -inhalt. Insgesamt leben mindestens 100 Menschen von diesem Markt.

Nach meinem Unfall vor gut eineinhalb Jahren bekamen sie Angst, dass wenn ich tot gewesen wäre, der Markt an einen Investor verkauft wird und sie alle auf die Straße gesetzt würden. Ich habe lange überlegt, wie ich ihnen eine Sicherheit geben kann und - dann fragte ich Veronika, ob sie die Verwaltung übernehmen mag. Es macht mich glücklich, dass es ihr so gut gefällt und für sie so harmonisch mit den Leuten ist.

Die Hauptgeschäftsstraße ist in Villarrica wie ein L, ähnlich wie in Rosenheim vom Bahnhof bis zum Mittertor. Und auch etwa so lang. Unser Markt ist an der Stelle wie das Mittertor, oder der Bahnhof. Nur, dass der See nur ein paar hundert Meter entfernt liegt. Die Stadt liegt wie Seebruck, beim Ausfluss des Sees und mit Blick über die Berge, auch so wie in Rosenheim, oder Seebruck.

Heute war nach zwei Tagen "Schnürlregen", endlich wieder ein schöner Tag. Das Klima ist, obwohl die Entfernung zum Äquator nur so weit wie die Süditaliens ist, wie bei uns. Nur die Winter sind milder. Derzeit ist es wie bei uns im Juni und der kann ja auch total nass, oder heiß sein.

So schön wie es auch hier ist, ich freu mich den 18. auf dahoam.

Liebe Grüße
Hans

9. Dezember 2012

Blick über Villarrica. Im Hintergrund der Vulkan Jaima.

Die Rucka im Innenhof des Marktes.

Eine Marktstraße im Mercado.

Der Mercado.

Lago Villarrica und Vulkan Villarrica.

Veronika mit Annabell.

Am großen Eukalyptusbaum.

Indianer in der Rucka, mit "blondem Indianerkind".

Versammlung mit den Standmietern in der Rucka.

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