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Meine Reiseberichte
Argentinien & Chile im Herbst 2012 - Bericht 2    - mit Fotos -


"Simmernhofgeschichte" gefunden in Argentinien - Bericht 2 aus Argentinien

Unsere Bayrisch / Argentinische Familiengeschichte

Petra und Hans Spies freuten sich genau so wie ich, uns zu sehen. Sie leben in einem schönen Haus, in einem Vorort von Buenos Aires, ihre beiden Kinder, aber heute in Zürich, weil sie in einem so korrupten und auch nicht ungefährlichen Land, nicht mehr leben wollten, wie mir Petra erzähl. Hans führt den Zeitschriftenimport aus Europa, von Petras 94jährigen Vater, 1949 gegründet, seit vielen Jahren weiter. Leider geht das Interesse für europäische Zeitschriften stark zurück, weil die vielen deutschen Auswanderer, die nach dem Krieg kamen, langsam wegsterben und deren Nachkommen nicht mehr viel Interesse daran haben. Heute läuft nach am besten "Burda" in Spanisch. Petra ging als Kind in Buenos Aires in die Waldorfschule, dann wieder zurück nach München, es war damals als sie uns besuchte. Dort lernte sie ihren heutigen Mann Hans Spies, den Sohn eines Diplomaten, der mit seiner Familie auch schon längere Zeit in Peru lebte, kennen und heiratete ihn 1970. Da der Vater einen Nachfolger für das florierende Geschäft in Argentinien suchte, kamen sie wieder hier her und blieben hängen. Nach Deutschland zurück? Die Rente würde bei uns nicht reichen. Außerdem befasst sich Petra  mit Bachblüten und betreibt eine kleine Praxis. Sie ist eine sehr herzliche Frau und tut den hier lebenden Deutschen sehr gut. Oft läutete das Telefon und ich bekam ihre Herzlichkeit mit, da mehr Deutsch als Spanisch gesprochen wurde.

Ihre Schwester Trixi 69, reiste eigens aus dem 800 km entfernten Cordoba an, um mich auch zu treffen. Sie arbeitet noch jeden Tag in ihrem Spracheninstitut. Sie ist Witwe und hat 5 Kinder. Ihre Tochter Gracia lebt in München.

Vor 47 Jahren, Petra war 19, besuchte sie uns mit ihrer Mutter Edit. Edit und Mein Vater waren um 1940  sogar mal verliebt, was auch in unserer Familie kein Geheimnis war. Sie waren damals ca. 17 und mein Vater 26. Nach dem Besuch 1965 riss der Kontakt. Er kam wieder zustande, als mich Frank Behrent, ein Münchner Anwalt mit Spezialgebiet, Lateinamerikanisches Recht, mehr zufällig fragte, ob ich mit dem Namen "Simmern von Stetten" etwas anfangen könne, es müsse ein Bauer am Chiemsee sein, bei dem die Urgroßmutter seiner Frau mit ihren 4 Töchtern eine gewisse  Zeit während des Krieges waren. Er kannte mich als Hans Fritz aus Rimsting und konnte natürlich nicht wissen, dass unser Hofnahme "Simmernhof" ist. Gracia und ihre Cousine, Petras Tochter in der Schweiz, haben sich zur Erforschung ihrer deutsch/lateinamerikanischen Familiengeschichte aufgemacht. Ein sehr wertvoller Schatz sind die alten Fotoalben in Buenos Aires von ihren Großmüttern und Großtanten, die jetzt bei Petra sind. Die letzte ist vor ein paar Monaten gestoben, ebenso wie mein Onkel Sepp, der letzte "Simmernbua" dieser Generation, der ebenfalls mit den 4 Mädchen, die seit 1933 immer auf unserem Hof Urlaub waren, aufwuchs. Und was konnte es schöneres für die 5 Söhne des Hofes geben, als das immer wieder 4 junge Mädchen nach Stetten "frei Haus" kamen. Jeder soll mit einer dieser vier, seine Liebelei gehabt haben, wurde immer bei uns gemunkelt.

Auch für mich sind die alten Albums ein Schatz. Ich konnte mir viele alte Fotos von meiner Familie Abfotografieren. Z. B. meinen Vater beim Pflügen mit den Pferden und beim Segeln mit der legendären "Z 20" Jolle, auf dem Chiemsee.

Leider konnte mir Petra bezüglich wie lange Ihre Familie in Stetten lebte und wie stark sie versteckt, oder verfolgt war, nicht viel weiterhelfen. Scheinbar haben da die Beiden in Europa, von ihren Tanten, noch vor deren Tod, mehr erfahren.

Vom Tod ihres Großvaters Apis, erzählte mir Petra allerdings eine andere Version. Als Theaterintendant in Karlsruhe musste er immer wieder erleben, dass junge Künstler, oft jüdischer Herkunft einfach verschwanden. Deshalb verhalf er dann mehreren von ihnen zur Flucht. Später im Krieg war er Hauptmann der Reserve. Wer ihn verraten hat, dazu äußerte sich Petra vorsichtig, da es keine Beweise gibt. Durchaus denkbar ist, dass es Trixis Vater, ein Offizier und fanatischer Nazi, der bereits von Trixis Mutter geschieden war, aus Rache tat. Apis wusste, dass der verraten war und er wusste auch, dass er nur die Wahl zwischen Kugel und Pille hatte. Er fuhr deshalb zusammen mit ein paar fanatischen Nazis an einen Brückenpfeiler und nahm sie mit in den Tod. Anschließend lebte seine Frau Mulli mit ihren 4 Töchtern und ein paar Enkeln dann in Stetten.

Am Abend flog ich dann 1600 km nach Norden, nach Salta, wo mich Klaus Böswald, ein Forstwissenschaftler aus Kempten, abholte. Salta mit rund 500 000 Einwohnern liegt auf 1350 m Höhe, hat ein angenehmes Klima und ist in der Entfernung zum Äquator vergleichbar, mit Assuan in Ägypten.

30. November 2012

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