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Meine Reiseberichte
Mittelamerika 2010/2011 - 5. Bericht    - mit Fotos -

Guatemala, Land zwischen den Weltmeeren und Extreme im Hochland -
2. Reisebericht aus Guatemala

14. 12. 2010. Weiß gar nicht mehr wo ich mit dem Schreiben anfangen soll, so dicht folgen die Erlebnisse und Eindrücke aufeinander und so treibts mich schon wieder um 6 Uhr aus dem Bett und sitz im kalten Zimmer an meinem Laptop, um sie zu fixieren, sie nicht zu vergessen und das trotz gestrigen großem und ausgiebigen Galadinner für 20 Leute, der mir zu Ehren gegeben wurde. Natürlich zusammen mit Maria Olga, Lizi Bollmann, beide 57, Mitarbeiterinnen bei der deutschen AHK (Außenhandelskammer) und Bauingenieur Tico, die zusammen das Häuserprojekt in Guatemala starten. Die Indiocopertivo hat uns in einen alten, mal von Deutschen gebauten Palazzo, im Stadtzentrum von Xela der zweitgrößten Stadt Guatemalas, eingeladen. Mit dabei auch Wilhelm Boucsein, der gerade in Pension gegangene bayerische Repräsentant, der uns alle zusammenbrachte, ebenso wie die Indiofrauen in ihren schönen selbst gewebten und kunstvoll bestickten Trachten, neben dem Bankdirektor in Krawatte und Anzug. Die Extreme könnten nicht größer sein.

Der „Motor“ dieser Aktion ist Nora 51. Sie ist eine totale Powerfrau, mischt in der Politik mit und war auch schon in Brüssel bei der Europäischen Union, erzählt sie. Sie trägt nur ihre Tracht und sagt, sie fühlt sich der Majakultur mehr verbunden als dem Katholizismus. Vor Beginn des Baus machte sie eine Zeremonie und betete zur Batscha-Mama um gutes Gelingen. Wir standen im Kreis, die Arbeiter, die bunten Indiofrauen, die Bankleute in Anzug und Krawatte und wir, in der Mitte eine Schale mit vier farbigen Kerzen von weißen Blumen eingerahmt. Die weißen Blumen stehen für das Leben, die blaue Kerze für den Himmel, die Grüne für die Erde, die Orange für den Sonnenaufgang und die Dunkelrote für den Sonnenuntergang. Mittag gab es dann Fastfood auf Styroporschalen und Pepsicola. (-;

Als wir am Samstag die Baustelle bei Federico beendeten, ließen es sich meine Geschäftspartnern und mittlerweile auch Freunde, nicht nehmen, mich nach Antigua, der Weltkulturerbestadt ein halbe Stunde von Guatemala City entfernt, zu schleppen. Eine wunderbare alte Kolonialstadt mit niedrigen Bauten und alles noch mit Natursteinpflaster. Ich war zwar Hundemüde und alle Knochen taten mir weh, weil mein Freunde auch zugleich „Sklaventreiber“ sind und ich unbedingt fertig werden musste. Aber das gute im Leben ist es ja, dass  das Schöne wesentlich besser in Erinnerung bleibt als das Schmerzhafte. Neben den schönen Bauten und Plätzen gibt es auch schicke Kunst und Kunstgewerbe, sowie eine Menge pfiffige Lokale.

Am Sonntag fuhren wir dann zu fünft rauf auf 2350 m durch eine tolle Bergwelt nach Xela. Dazwischen immer mal einer der 33 Vulkane des Landes, wovon derzeit 3 aktiv sind. Die Stadt liegt in einem breiten Talkessel neben einem Vulkan.

Am Abend saßen wir auf einer Dachterrasse, als plötzlich ein Feuerwerk startete und eine große Marienprozession begann. Der 12 Dezember ist ja auch bei uns ein Marienfeiertag. Diese Mischung aus indianisch und spanisch/katholisch war ein totales Erlebnis. Eine große von einem nachgezogenen Generator hell beleuchtete Marienfigur mit zwei Engeln wurde erst von 20 Männern und dann von 20 Frauen getragen. Die Frauen, auch die Zuschauerinnen, alle in ihren bunten selbst gewebten und betickten Trachten und die Männer in dunklen Anzügen. Eine Blechmusikkapelle und maskierte Männer in spanischer Eroberungskleidung, die ebenfalls maskierte Männer mit Tiermasken mitführten, die die eroberten Indianer darstellten, waren auch Teil der Prozession. Nicht mal meine Freunde hatten derartiges so hautnah erlebt. (Fotos kommen später. Kann sie von meiner neuen Kamera nicht rüberspielen, da ich den ganzen Verpackungskrempel einschließlich der CD mit dem Programm in Santa Domingo wegwarf und die Bilder jetzt nur über eine andere Sonykamera in meinen Laptop reinkrieg ))-; )

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16. 12. 2010. „Unser Haus“ liegt mitten in der Stadt auf einem Grundstück der Kooperative und soll das Verkaufsbüro für die Häuser werden. Von unserm Kolonialhotel, dessen Besitzerin in Wien studierte, sind es gut einen Kilometer zum Bauplatz. Wir laufen morgens warm angezogen da es noch saukalt ist um 8 Uhr durch stinkende Abgaswolken dort hin. (90 % der Autos hier, die meisten Koreanische oder Toyotas würden den deutschen Abgastest nicht überstehen.) Um spätestens 11 Uhr habe ich nur mehr ein Hemd an und mittags ist es dann dermaßen Heiß, dass man es in der Sonne nicht lange aushält. Um 17 Uhr, man kann die Uhr danach stellen, wird es schlagartig kalt und man zieht sich ganz schnell wieder warm an.

Die Helfer sind ganz nette Leute und sehr motiviert, aber haben überhaupt keine Ausbildung. Die Intelligenzen sind aber genau so ungerecht verteilt wie in Deutschland. (-; Jeder der noch über unser handwerkliches Bildungssystem schimpft, dem wünsche ich mal mit den Leuten hier zu arbeiten. Ein vorausschauendes Mitdenken fehlt völlig, was es für mich sehr anstrengend macht. Ständig habe ich 10 Leute oder mehr zu beschäftigen und sie warten nur auf meine Anweisungen. Mit der neuen Billig-Motorsäge habe ich auch meine liebe Not und als ich mal einen vom ihnen sägen ließ hat er gleich in den Dreck geschnitten und die Kette war stumpf. Da sie natürlich keine Feile haben, schickte ich sie los um eine neue Kette zu kaufen. Das Sägeblatt der uralten Kappsäge die sie anschleppten ist so stumpf, dass man darauf nach Rom reiten könnte und wenn sie dann mal ein Stück Holz damit mehr abbrennen als absägen, ist es meistens zu kurz oder zu lang, da nie kapieren, dass sie neben dem Strich und nicht auf dem Strich schneiden sollen. Mit der Genauigkeit haben sie es überhaupt nicht und wenn sie selber ein Stück Holz anzeichnen, ist es meist von Vorteil, wenn ich nachmesse. (-; Dazu kommt natürlich noch das Sprachproblem. Meine paar hundert Wörter spanisch reichen da auch nicht immer aus.

Gestern kamen gegen Abend zwei Zimmermänner vorbei und halfen für eine Stunde. Der Chef erzählte mir in gutem englisch, dass er in seiner Firma 40 Leute beschäftigt und dass er 5 Jahre in USA Häuser baute. Ein Traum die Beiden und ein Lichtblick. Er sagte, dass er mit 6 Mann dieses Haus in 2 Tagen für 500.- € aufbauen würde. Ich habe sofort gesagt dass mit dem zusammengearbeitet werden muss, wenn hier was vorangehen soll. Wenn die Leute in Haiti auch so „gut“ sind wie die hier, dann noch das viel größere Sprachproblem dazu, dann gute Nacht! Ich bedauere es nach diesen Erfahrungen um so mehr, dass der Container dort nicht frei wurde und ich die Hilfe des Bauernverbandes nicht einsetzen konnte.

Heute habe ich noch ein paar Stunden zu tun. Dann werde ich abgeholt und folge ich der Einladung der Indianer 2 Tage mit Schamanen zusammen zu sein. Jetzt ist gerade der Strom ausgefallen und ich muss sofort ausschalten, da mich der Akku von meinem Computer auch nicht mehr mag.

Mittag: Habe gerade abgeschlossen. War noch ziemlich nervig. Hab selten so gefroren wie heute früh. Es hatte 4 Grad Minus und viel wärmer ist es im Hotel auch  nicht. Das Wasser war auch kalt und so saßen wir mit 4 Kleidungsstücken und zwei Paar Socken, angewiesen auf unsere Wärme von innen, beim Frühstück. Geschlafen habe ich mit Pullover und saß mit Laptop im Bett, sonst hätte ich nicht schreiben können. Hab es jetzt ziemlich eilig, da ich in 20 Minuten abgeholt werde und ich dann ein paar Tage abtauche.

Liebe Grüße und das nächste mal dann was von der schamanischen Reise.

Hans

16. Dezember 2010

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