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Meine Reiseberichte
Mittelamerika 2010/2011 - 4. Bericht    - mit Fotos -

1. Reisebericht aus Guatemala

Wieder eine Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern, rund 4 Stunden Flugzeit von der Wärme der Karibik entfernt. Ist ja doch halb so weit wie von uns nach New York. Die Altstadt von Santa Domingo mit seinen niedrigen alten Kolonialhäusern, den Märkten, den immer sehr freundlichen Menschen und den 400 Jahre alten Ruinen, ist schon wieder weit weg. Einmal war das Kreuzfahrtschiff Aida mit fast lauter Deutschen da. Es war sehr interessant zu beobachten wie sich alle Händler auf sie stürzten, als sie die Altstadt fluteten. Wir waren dann ganz froh, als sie am Abend wieder gut an Deck „aufgehoben“ waren.

Guatemala Stadt liegt auf 1500 m Höhe. Nachts gehen die Temperaturen bis auf 12 Grad runter und Tags erreichen sie derzeit maximal 22 Grad. Ab Montag soll es dann Nachts bis zu 6 Grad Minus haben, wenn ich nächste Woche das zweite Haus direkt bei und für Indianer auf 2300 m Höhe baue. Der Stamm heißt „Schaman“ und gehört zu einem der verschiedenen Stämmen der Mayas. Die Leute dort sollen sehr spirituell und gebildet sein. Morgen fahren wir in einer fünfstündigen Autofahrt dort hin. Bin schon sehr gespannt. Unter den 12 Millionen Einwohnern Guatemalas leben noch viele Indianer, in ca. 20 verschiedenen Stämmen. Im Land werden außer Spanisch noch 23 verschiedene Sprachen gesprochen.

Die Fahrt vom Hotel in der Stadt zur ersten Baustelle, (draußen haben wir keine Schlafgelegenheit, weil alles so primitiv ist) dauert je nach Verkehr, der auch hier sehr dicht ist, eine Stunde oder mehr. Die Straße führt durch ein sehr bergiges Gebiet und wir fahren vorbei an einem Vulkan und an vielen kleinen privaten Gemüsefeldern. Neben Palmen, Bananen und Kaffee wachsen hier auch Kiefern, Erbsen, Bohnen, alle Arten von Salat und auch wunderschöne Brombeeren, dessen frischen Saft wir auf der Finka von Federico, unserem ersten Bauherrn, kredenzt bekamen.

Federico ist mir sehr sympathisch. Er kann relativ gut Deutsch, schaut auch so aus und hat mal in Bamberg studiert. Sein Großvater war Deutscher. Sicher ist er ein sehr reicher Mann, was er sich aber nicht anmerken lässt. Ich kenne seine Besitzverhältnisse nicht weiters, nur, dass er an der Küste noch eine 900 ha Gummibaumplantage hat. Er ist, zusammen mit den Indianern im Hochland, der Investor der ersten Häuser und sieht neben dem Geschäft, auch recht stark die soziale Variante. Derzeit wohnen die meisten Indios in 4 gemauerten Wänden mit einem Blechdach darüber. Sie sind fleißig, sicher auch nachts, denn sie haben alle sehr viele Kinder. (-;

Federicos rund 100 ha große Finka liegt wunderschön mitten zwischen Indianerdörfern. Es war mal ein Klostergut. Die Hälfte des Landes wurde an die Eingeborenen zurückgegeben und die andere Hälfte an Federico verkauft. Er beschäftigt dort 45 Indios, zu denen er nach meinen Beobachtungen, sehr gut und achtsam ist. Hab da schon ganz andere Dinge erlebt. Die Leute sind sehr nett, klug und gut motiviert. Meine Kameras und alles andere kann ich überall problemlos hier liegen lassen. Ihr Stundenlohn beträgt ca. einen Euro pro Stunde.

Die Landwirtschaft ist sehr vielseitig und kleingliedrig in diesem hügeligen bis bergigen Gelände. An den steilen Hängen steht aber meist noch Wald, teilweise auch Urwald. Die 40 Yersey Kühe kommen von der Weide in ein offenes Melkhaus mit einem Doppelvierer Melkstand. Allerdings wird dort nicht in eine Absauganlage wie bei uns, sondern in Eimern gemolken. Zugefüttert werden derzeit aussortierte Erbsenschoten, in denen die Erbsen zu klein für Markt sind. „Wenn wir die saisonbedingt zufüttern, dann steigt die Tagesleistung pro Kuh von 10 Litern, sofort auf 14 bis 15 Liter“, erzählt mir Federico stolz. Ein weiterer Betriebszweig ist die Forellenzucht. Das Wasser der ergiebigen Quelle, die auch in der fünfmonatigen Trockenzeit von Oktober bis April nicht versiegt, ist auf dieser Höhe von ca. 1800 m, frisch genug um außer der Versorgung der gesamten Finka, auch noch mehrere Forellenteiche zu speisen.

Die Baustelle liegt an einem Hang umgeben von Wasserläufen, Bäumen und Kaffeesträuchern, deren Beeren schon bald reif sein werden. Die Indios haben bereits 11 Betonfundamente, deren vorderste fast zwei Meter hoch sind, sehr ordentlich vorbereitet. An das 4 x 6 m großem Haus, wird auch noch eine 2 m breite überdachte Terrasse angebaut.

Auch wenn mir jetzt nach 2 Tagen harter Arbeit Rücken und Beine schmerzen und ich Abends total erschöpft bin, es gehört sicher zu den Höhepunkten in meinem Leben, mit tollen, naturverbundenen, aber auch modern denkenden Menschen, in einem anderen Land ein paar Tage zu leben und zu arbeiten. Interessanterweise gab es bisher kein einziges mal, nicht einmal ansatzweise, eine aggressive Stimmung. Sie fassen schnell auf. Wenn ich ihnen das zweite Teil, wie zum Beispiel, die zweite Giebelwand alleine machen lasse, stimmt es immer. In diesen zwei Tagen bauten wir die gesamte Konstruktion auf und haben auch schon die Böden, die Terrasse und einen Teil des Daches  verbrettert. Heute werden wir noch die Wände verkleiden und Dachpappe anbringen. Hoffe es klappt alles so gut wie bisher. Was mich persönlich sehr freut ist, dass die Leute von dem Haus total begeistert sind und ihre Erwartungen mehr als erfüllt sind.

Fotos maile ich morgen. War doch gestern der Akku meiner neuen Kamera leer. Musste mir in Santa Domingo eine Neue kaufen, da vermutlich das Zimmermädchen meine Kamera runter warf und das Display zerbrach.

Außer den ständigen Klimaunterschieden sind auch noch die Zeitverschiebungen zu verkraften. Zur Dominikanischen Republik sind es 5 Stunden, nach Haiti 6, dann wieder für 4 Tage zurück in der Dominikanischen Republik zu 5 und dann nach Guatemala zu 7 Stunden. Wenn ich dann nach Chile weiterreise sind es dann nur wieder 4 Stunden. (Im Sommer sind es nach Chile 6, da die Winter- und wir Sommerzeit haben.) Muss da immer lächeln wenn ich die jährlich wiederkehrenden Leserbriefe zu den Zeitverschiebungen, bei uns in der Zeitung lese.

Von Max Paul aus Haiti bekam ich gestern das erste Mail. Er schrieb, dass Haiti seit der Bekanntgabe des Wahlergebnisses paralysiert ist und dass weder Banken noch Zoll arbeiten. Ich darf gar nicht daran denken. )-;

Übrigens, ich kann jetzt von 14 Uhr bis 3 Uhr (Zeitverschiebung) unter der Nummer (Billignummervorwahl mit Preisansage: 01035, oder 01058) 00502 4400 3789 angerufen werden. Mit der Billignummern-Vorwahl kostet das nicht viel. Würd mich freuen.

Ganz liebe Grüße
Hans

11. Dezember 2010

... die Punktfundamente stehen    (Donnerstag, 9. Dezember 2010)

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... das fast fertige Haus am Samstag, 11. Dezember 2010    -   die paar Kleinigkeiten können sie ohne mich fertig machen

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