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Meine Reiseberichte
Mittelamerika 2010/2011 - 3. Bericht    - mit Fotos -
Es ist 1 Uhr 45 Nachts. Schlafen ist Glücksache, da dieses Hotel bei einem Lärmrekord sicher ganz vorne liegen würde. Entweder es bellen Hunde, es heulen Automotoren, oder -alarmanlagen auf. Auf den Gängen geht zu wie in einem gut besuchten Einkaufscenter und wenn das alles in diesem null lärmgeschützten Loch, was man uns für 66.- US Dollar vermietet hat, überstanden ist, dann kann man zwischen einer im Interwall durch Thermostat schaltende, ratternden Klimaanlage und der schwülen Hitze noch wählen. Die paar juckenden Pusteln am Körper, könnten auch von Flöhen sein.

Dazu kommt noch der psychische Frust, der sowieso kaum mehr zu unterbieten war. Zusätzlich nagt es dann doch etwas an den Nerven, dass wir uns in einem Seuchengebiet aufhalten. Besonders bei jedem Bissen, den man in den Mund schiebt, denkt man unwillkürlich daran. Gestern warteten wir bis 16 Uhr auf den Container. Wie vereinbart, ließen wir uns um 10 Uhr für 30.- Dollar zu diesem Hotel fahren. Mittag wollte Max kommen. Wir saßen auf Kohlen, war es doch die letzte Möglichkeit noch ein Haus zu bauen und Leute dabei anzulernen, bevor wir am Montag zurückfliegen. Um 16 Uhr dann die Botschaft, dass beim Zoll der Computer abgestürzt sei und deshalb heute nichts mehr bearbeitet werden kann. Samstag und Sonntag tun sie sowieso nichts! Es stimmt offenbar doch die Vermutung der Welthungerhilfe!

Positiv war, dass wir vorgestern noch ein Weisenhaus mit ca. 100, meist noch recht kleinen Kindern, besuchen konnten. Korbinian und Martin hatten unter anderem eine Menge Spielzeug, Gummibärlis, Luftballons, Stifte und Malkreiden mitgebracht, die wir dort abgeben konnten. Die Kinder waren sehr nett und dankbar, so wie übrigens die meisten Leute hier. Wir empfinden die Menschen viel friedlicher, als wir es aus unseren bisherigen medialen Informationen kennen, was wieder einmal der Beweis ist, dass viel zu viel negativlastig berichtet wird. Es gibt hier wahre Seelen von Menschen, wie z. B. unsere alte Köchin im Gästehaus.

Haiti ist wie tiefstes Afrika, nur in der Karibik. Es erinnert mich sehr stark an Luanda, der Hauptstadt Angolas in der ich letztes Jahr um diese Zeit war. Geschätzt die Hälfte der 16 Millionen Einwohner (genau weis das niemand), dieses vier mal so großen Landes wie Deutschland, leben in Luanda. Dabei hatte die alte portugiesische Stadt vor dem Krieg zwischen Unita und MPLO nur 600 000 Einwohner. Die Menschen leben wie in Haiti, in primitivsten Behausungen oder Zelten, meist ohne Strom, Wasser, Abwasser, oder Müllabfuhr. Dementsprechend ist der Zustand der Gräben, Rinnen und Straßenrändern.

Um 5 Uhr 45 holt uns Max heute ab und bringt uns zum Flughafen. Wir versuchen unseren Rückflug nach Santa Domingo die zwei Tage vorzuverlegen. Korbinian und Martin hoffen dort dann ihren Anschlussflug nach Hause auch noch vorziehen zu können. Für sie ist diese Misere am schlimmsten. Ist sie doch vom Bauernverband finanziert und es stand eine hohe Erwartungshaltung dahinter. David, der am Montag nach Peru gebucht hat, versucht ebenfalls zwei Tag früher weiterzukommen. Ich treffe mich dort wieder mit Dr. Boucsheim und Joachim Deutschmann, die immer noch am Verhandeln wegen 10 000 Häusern sind. Gemeinsam fliegen wir dann weiter nach Guatemala um dort ebenfalls 8 Musterhäuser aufzubauen. Der Container ist bereits entladen und wir können sofort beginnen.

Sobald der Container entladen ist, geht es wieder zurück nach Haiti. Ob ich dann zuerst nach Chile fliege, oder hinterher, wird sich zeigen. Wenn es zu lange dauert, muss von Deutschland aus noch mal gestartet werden. Eigentlich wollte ich ja auch noch nach Nicaragua um dort 4 Sägen die von Venezuela gesponsert sind, ein- bew. nachzuschulen und die pünktlich Ende November dort ankamen. Leider wollten die Kunden aber sparen und kauften die Generatoren, bei einer anderen Firma, die diese leider erst im Januar liefert.

Wir konnten heute auf der Fahrt vom Gästehaus zu diesem Hotel, vom Auto aus viele Fotos machen. Das geht noch am besten, da es ziemlich schwierig ist, weil sich die Leute nicht gerne fotografieren lassen. Die Zerstörung in manchen Stadtteilen ist unbeschreiblich.

liebe Grüße
Hans
4. Dezember 2010

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