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Meine Reiseberichte
Mittelamerika-Reise 2008 - 2. Bericht (Mexiko)
Die letzten Tage in Peru:
In der Amazonasstadt, die wir nach 2.5 Stunden ereichten, steht eine weitere Säge von uns. Leider haben die Leute hier noch nicht viel damit gearbeitet und so brachte eine Nachschulung wenig. Allerdings sind in dieser Firma im Gegensatz zu Anderen, ganz fähige Leute. Die Stämme sind so schwer, dass sie im Wasser wie ein Stein versinken. Zum Mittagessen in einem Restaurant an einem großen Fluss, der bereits bis zu der 3000 km Luflinie entfernten Amazonasmündung hin schiffbar ist, gab es unter anderem Schlangen- und Schildkrötenfleisch. Ständig wird man auch von irgedwelchen Viechern gestochen, aber in Südamerika gibt es kaum Malaria oder Gelbfieber, wie in Afrika.

Obwohl ich große Städte, zu der auch Lima mit 7 Mill. EW zählt, nicht mag, so war ich doch froh, dieser lehmigen "Waschküche" entflohen zu sein, den Lima hat ein angenehmes trockenes Klima. Ich besuchte noch Donnerstag und Freitag morgen, ehe ich den 5,5 stündigen Flug nach Mexico antrat, mit unserem Vertreter mehrere Kunden. Es ist natürlich etwas langweilg, immer 2 bis 3 Stunden als "Repräsentant der Firma Serra" dabeizusitzen und kaum was zu verstehen. Unseren Vertreter muss ich allerdings bewundern, mit welcher Überzeugungskraft er die Chefs, oder Geschäftsführer dieser großen Firmen fesseln und für Serra begeistern kann. - Und das ist auch dringend notwendig, denn wir brauchen Aufträge, sonst geht uns die Arbeit aus.
Mexiko:
Das Wochenende wollte ich keinem unserer Vertreter auf der Pelle sitzen und so blieb ich drei Nächte in dieser größten Stadt der Welt (über 20 Mill. EW) auf 2350 m Höhe. Schon beim Anflug bist du 10 oder 15 Minuten nur über dem Stadtgebiet. Es ist ein Molloch und du saugst das Gefühl ein, irgendwie verschluckt zu sein und ich hatte auch einen ganz schönen Durchhänger. Ich fühlte mich wie der Indianer, der nach Washington flog und 2 Tage am Flughafen sitzenblieb. Als man ihn fragte warum er nicht wegginge, antwortete er, er müsse erst warten bis die Seele nachkomme. Ich schaute mir am Samstag Miraflores an, das sind touristisch vermarktete Wasserstraßen, so eine Art Venedig auf mexikanisch, und buchte am Sonntag eine Tour nach Teotihuacan, zu diesen berühmten Sonne- und Mond-Pyramiden der Azteken, 50 km außerhalb der Stadt. Das Schlimme an Mexiko und das ganz besonders in Mexikostadt sind die Staus. Die ganze Stadt ist ein Stau. Du weißt nicht, ob die Fahrt zum Flughafen, um den die Stadt längst herumgewachsen ist, eine halbe - oder zwei Stunden dauert. Ein Benzinpreis von 50 Cent in einem Mix mit der schnell wachsenden Bevölkerung und dem steigenden Lebensstandart der Mittel- und Oberschicht, kann der Strassenbau nicht mehr folgen.

Für große Aufregung sorgte der Flugzeugabsturz über der Stadt des zweiten Mannes von Mexiko zusammen mit dem ehemaligen Polizeichef von Mexiko, der die Drogen hart bekämpfte, ein paar Tage bevor ich ankam. Alle 8 Insassen des Leerjets waren tot und auch noch 7 am Boden. Hector erzählte mir später, er hofft dass es "nur" ein Unfall war. Englische und amerikanische Spezialisten sind jetzt dabei es herauszufinden.

Demonstrationen gibt es viele in Mexiko Stadt. Eine sah ich, wobei die Männer nur mit kurzen Hosen bekleidet waren und ältere Frauen sich auf einer Bühne nackt präsentierten. - Und das in Mexiko, wo du nicht mal an einen Baum pinkeln kannst, so gschamig sind sie. Sie demonstrieren seit Monaten, erzählt mir der Taxifahrer. Es geht um Landverteilung. Tatsächlich gehören auch heute noch illegale Landbesetzungen zum Alltag, denn manche Familien haben tausende von Hektar und sind sehr reich. Das zeigt auch wieder die Waldproblematik. Solange die einfachen und armen Menschen nicht genug Land zum Anbauen haben, wird gerodet, wie bei uns in Europa ja auch um 1000 und die zweite große Rodungswelle um 1500. Auch mein Urgroßvater rodete noch ein Stück Land. Die Wiese heißt heute "Gsockert", was vom Ausstocken, Wurzelstöcke ausgraben, kommt. Das Land mit 105 Millionen Einwohnern und fast 7 mal so groß wie Deuschland, wird landwirschaftlich stark genutzt. Mexiko ist ein Agrarexportland und der größte Honigerzeuger der Welt. !5 % der Bevölkerung arbeitet in der Landwirschaft. Im Norden, hin zur USA, sind große Teile des Landes Wüste, aber voller Bodenschätze. 33.7 % sind Wald. Die Wirtschaft leidet sehr unter der USA Krise, da die USA ja der Haupthandelspartner Mexikos ist.

In Teotihuacan bestieg ich natürlich auch die Mond- und Sonnenpyramide, die drittgrößte der Welt (223 x 225 x 65 m Höhe). Gar nicht so leicht, bei dieser Hitze und Höhenlage. Ich war total fasziniert von der ganzen Anlage. Es sind ja nicht nur die 2 Pyramiden, sondern auch die ganzen Gebäude, Treppen und vor allem die Prachtstraße. Gebaut wurden sie um die Zeit Christi. Zu dieser Zeit wurden noch nicht so viele Menschenopfer dargebracht. Am schlimmsten muss es zum Ende der Aztekenherrschaft gewesen sein, als die Spanier 1519 kamen. Bereits 1521 hatten sie auch mit Hilfe der Nachbarvölker, die ständig bekriegt wurden, um Menschen für die Opferzeremonien zu fangen, die Azteken erobert. Bis zu 50 000 Menschen sollen jährlich dem Sonnengott geopfert worden sein, denn wenn nicht täglich geopfert wurde, bestand die Gefahr, dass am nächsten Tag die Sonne nicht mehr aufging. Das Opfer, zu denen auch Freiwillige zählten, da es die größte Ehre war, wurde über den Opferstein gelegt und von 4 Priesten an Armen und Beinen gehalten. Ein Fünfter schnitt mit einem Steinmesser unter den Rippenbogen auf und holte mit der Hand das noch zuckende Herz heraus, durchtrennte die Adern und hielt es gegen die Sonne. Der Leichnam wurde über die Pyramiden hinabgestürzt und oft zerimoniell verspeist. Von den Feinden wurde die Haut abgezogen, die dann die Priester trugen. Wenn der Regen ausblieb, wurden Kinder geopfert, denn Kindertränen galten als Regenmacher. Sie wurden in einen Käfig gesperrt und gefoltert, bis sie verhungerten.

Allerdings standen die Mayas, bezüglich Menschenopfern, den Azteken in nichts nach. Das ganze hat mich sehr aufgewühlt. Wenn wir in Europa davon hören, ist das ja soooo weit weg, aber wenn du an Ort und Stelle bist, ist das schon anders. Aber was erlebte die Welt für dunkle Zeiten - auch bei uns, mit den Hexenverbrennungen und Folterungen. Es sind auch tausende von Menschen diesen Grausamkeiten zum Opfer gefallen. Und sind wir schon ganz darüber hinweg? Denken wir nur an das dritte Reich. Immerhin gibt es noch in mehreren Ländern die Todesstrafe. Hier in Mexiko ist sie auch abgeschafft, aber das machen heute die Zetas, eine Art Robinhood-Organisation. Aber davon später.

Auf der Rückfahrt von der Tour zu den Pyramiden, die ich zusammen mit nur 4 weiteren Personen, einem jungen Ehepaar aus New York (er weiß, sie schwarz), einem Argentinier und einem Mexikaner machte, besuchten wir noch den brühmten Wallfahrsort in Guadelupe, einem Stadtteil in Mexikostadt. Man erlebt eine totale Mischung aus Katholizismus und indianischen Tänzen. Besonders die Azteken, von denen es noch gut eine Million gibt, sind dort hochaktiv. Festlich und bunt geschmückt mit langen Federn tanzen bestimmt 50 Gruppen auf dem großem Platz zwischen den Kirchen. Sie tragen dabei christliche Fahnen mit herum, wie bei einer Prozession. Der alte Papst wird hoch verehrt, weil der mal da war. Es werden noch immer Figuren von ihm verkauft und ein Pfarrer ist ständig am segnen und Weihwasserspritzen, was sie sehr erhrfurchtsvoll entgegennehmen. Das ganze ist unbeschreiblich. Ich habe viele Fotos gemacht. Die Indianer sind genau so normale Menschen wie wir. Ich erzähle dann öfters dass wir in Europa vor ein paar hundert Jahren auch alle noch Indianer waren und dass wir am Wochenende auch oft unsere Bluejeans mit unserer Stammeskleidung tauschen und Tänze aufführen, was dann meist großes Erstaunen auslöst.

Am Montag bin ich dann zu unserem Vertreter nach Veracruz an den Golf von Mexiko geflogen. Fliegen ist einfach und billig in Mexiko und Peru. Ein Flug kostet weniger als hundert Euro. Ich habe am Vormittag gebucht und bin Nachmittag geflogen. Veracruz ist eine große Hafenstadt. Es werden vor allem Autos aus- und eingeschifft. Die Volkswagen werden in der Stadt Puebla gebaut. Sie liegt an der Autobahn nach Mexikostadt und ist nur 2 Autosstunden von Veracruz entfernt. Viele in Mexico gebaute VW laufen auf der ganzen Welt, da sie wegen der niedrigern Löhne hier billiger herzustellen sind. Der Fahrstil der Mexikaner ist sehr Rücksichtsvoll und für deutsche Verhältnisse sehr langsam. Schneller als 120 auf der Autobahn fährt hier niemand und oft fahren die schweren Lastwagen, die oft noch hinter dem langen Sattelanhänger einen schweren Anhänger mit 4 Achsen mit 16 Rädern herziehen, schneller als die Autos.

Das Essen in Mexiko ist ziemlich scharf und es gibt fast zu allem ein braunes Bohnenpüree, was mir sehr gut schmeckt. Brot wird kaum gegessen, aber fast zu jedem Gericht gibt es Tortillas, die ähnlich aussehen wie kleine Pfannenkuchen, die man dann mit allem möglichen selber füllt und zusammenrollt. Mit Inhalt heißen sie dann Tacos.

Auf der Fahrt vom Flughafen zu seinem Wohnort, auf der Autobahn, die die Haupschmuggelroute für Drogen von Lateinamerika in die USA ist, erzählte mir Hector dass er kürzlich auch 2000.- Erpressungsgeld bezahlte und dass diese Erpressungen sehr Überhand nähmen. Im September bekam er einen Anruf, in dem der Anrufer behauptete, wenn er nicht sofort das Geld überweise, wird er seine Famile ermorden, denn er hätte den Auftrag dazu, würde aber davon absehen, wenn er dieses Geld bezahle. Als er ein paar Wochen später wieder Geld haben wollte ging er zur Stadtpolizei, die verwies ihn zur Landespolizei. (Mit der Dritten, der Staatspolizei, haben sie 3 Polizeiarten, die sich auch untereinander Konkurenz machen.) Die klärte ihn dann auf, dass dieser Erpresser sicher nur ein Trittbrettfahrer war, denn die echten Zetas werden persönlich vorstellig. Aber er müsse da keine Angst haben, denn die erpressen Lösegeld nur von Drogen-, Schmuggel-, Alkohol-, Zigaretten- und Prostitutionsgeschäften. Hector sagt, es sind auch viele Polizisten dabei. Wird nicht bezahlt, wird gemordet. Er weiß einen Fall von kleinen Straßenhändlern, bei denen eine Frau auch Drogen verkauft. Sie muß 200.- Dollar pro Tag bezahlen, alle anderen Händler bleiben unbehelligt.

Die Zetas kontrolliert haupsächlich die beiden Küsten. In der Hauptstadt sind sie nicht so stark, aber das ist das größere Problem, denn da können sich viel leichter die "kleineren" Banden ausbreiten - und die haben dann nicht den Ehrencodex der Zetas. Im Zetas kontrolliertem Gebiet werden Trittbrettfahrer gnadenlos ermordet und mit einem grünen Zettel aufgefunden, auf dem steht: "Wir haben ihn ermordet, weil er in unserem Namen Geld forderte". Nur am Golf sind es jeden Tag 3 bis 4 Ermordete, sagt Hector, an manchen Tagen 30 bis 40. In der Nähe von Cacamal, wo ich im April war, um Serra zu präsentieren, hat ein Bauer vor eine paar Monaten 20 Leichen ohne Köpfe gefunden. Die Köpfe waren in einem Karton vor dem Polizeigebäude abgestellt. Der Governeur des Staates Veracruz soll sogar der Boss der Zetas sein, aber er ist demokratisch gewählt, weil er viel für die Armen tut.

Einen Tag hatte ich frei, buchte nur meine weiteren Flüge in Mexiko und am Mittwoch bereiteten wir die Messe vor und fuhren knapp 400 km nach Südosten, so ganz nach unten am Übergang zur Halbinsel Yucatan, am Golf von Mexiko. Die erste Forstmesse Mexikos im Wald mit praktischem Maschineneinsatz, ist noch mehr als improfisiert. Sie findet in einem Eucalyptus-Plantagenwald statt. Diese Baumart aus Australien ist die schnellstwachsende Baumart der Welt. Die Bäume hier sind schon bis 30 m hoch und haben schon einen Stockdurchmesser von teilweise über 40 cm. Leider haben sie nur ziemlich dünne und wenig schattenspendende Blätter, so dass wir dieser mörderischen Hitze nicht entfliehen konnten. 34 Grad im Schatten bei Windstille und sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Du flüchtest wo es geht ins Auto, oder in´s Hotelzimmer, wegen der Klimanlage, wo immer es geht. Am Aufbautag drängte ich dann noch unbedingt in die nächstgelegene Stadt zu fahren und eine schwarze Folie zu kaufen, um in unserem Zelt einen Schattentunnel für unsere Videovorführung zu bauen, das hatte auch den Vorteil, für etwa eine Stunde der Hitze zu entfliehen.

Der erste Messetag war genau so heiß und am Zweiten kam Nordwind und etwas Regen und die Temperaturen fielen um 10 bis 15 Grad. Fast wie bei uns, nur auf einem anderen Level. Es waren etwa 15 bis 20 Aussteller und nur 300 Besucher. Allerdings alles Fachbesucher aus ganz Mexiko und es war ein voller Erfolg. Hector wird mit ein paar Leuten eine Messegesellschaft gründen und dann soll diese Messe jedes Jahr an einem anderen Ort stattfinden. Sogar der Forstminister kam und war voll begeistert und versprach, dass die nächste Messe dieser Art der Präsident, sozusagen "die/der Merkl" Mexiko´s, diese Messe mit seinem Besuch aufwerten wird.

Ich hatte ein langes Gespräch mit einer sehr selbstbewussten Forstingenieurin aus Campetche, aus Yucatan. Alles in spanisch und das ohne Dolmetscher! Die knapp 1,5 m große Frau leitet ein Büro mit 10 Mitarbeitern und verwaltet und beaufsichtigt 200 000 ha Tropenwald. Vieles davon ist Privatbesitz von Großgrundbesitzern. Sie ist sehr ökologisch eingestellt und seit 18 Jahren Veganerin, meditiert jeden Tag, gehört aber keiner Sekte an. Sie ist stolz noch eine echte Maya zu sein, von denen es auf Yucatan noch 800 000 gibt und die auch noch ihre eigene Sprache untereinander sprechen. Auch hier werden nur alle 20 Jahre nur ein Paar Bäume pro ha entnommen. Wieder einmal ein Beweis, dass die Forstwirtschaft keinen Anteil an der Tropenwaldproblematik hat, sondern ausschließlich der Landhunger dafür verantwortlich ist. Bei uns hat ja die Forstwirtschaft auch keinen Einfluss auf Abholzung, vielmehr ist sie eines unserer positiven Beispiele von Nachhaltigkeit. Bis dato sagt die Frau wurde dieser Wald kaum genutzt, da er auch kaum erschlossen ist und als erstes brauchen sie dafür gute Maschinen, zum Beispiel unsere Serra, denn diese Resourcen sollen in Zukunft nicht mehr ungenutzt verfaulen. Darum ist es auch erklärlich, dass auch heute noch immer wieder Pyramiden im Dschungel entdeckt werden. Es gibt ihrer übrigens hunderte davon. Natürlich wusste sie auch über den bei uns so populären Mayakalender genau Bescheid, nach dem im Dezember 2012 ein 26 000 jähriger Zyklus zu Ende geht und eine neue Dekade beginnt.

Am Sonntag flog ich dann, mit Umsteigen in Mexiko Stadt, weiter nach Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos mit 6 bis 7 Mill. EW. Emma Berber, eine Mexikanerin, die 6 Jahre in Rosenheim studierte und dort eine Schreinernlehre absolvierte, holte mich am Flughafen ab. Sie arbeitet heute als Beraterin in zwei großen Firmen und arbeitet haupsächlich ehrenamtlich als Schreinerin in der Klosterschule der "Hermanas de Maria" (Marienschwestern). Sie hat dort ihre eigene Schreinerei und auch ihre Maschinen. Emma, die alleinstehend und sehr gläubig ist, hat dort bei den Schwestern ihre Famlie gefunden. Jeden Samstag bringt sie Jugendlichen das Schreinern bei.

Dieser katholische Orden ist vor 48 Jahren von einem amerikanischen Priester namens Alois Schwarz (klingt sehr bayrisch) gegründet worden. Sein Seeligsprechungsprozess läuft gerade. Der Orden hat sich zur Aufgabe gestellt armen Jugendlichen zu helfen und umfasst heute weltweit ca. 500 Schwestern, 30 Brüder und 17 Priester. Hier in Acatlan, 40 km von Guadalajara entfernt, bekam der Orden 124 ha Land von der Regierung und vor 8 Jahren bauten sie darauf ein Schulzentrum für 1800 nur männliche Internatsschüler. Für die Weiblichen gibt es in Mexiko Stadt bereits ein Gegenstück für 4000 Schülerinnen. Die staatliche Pflichtschule dauert in Mexiko nur 6 Jahre und arme Leute können sich weiterführende Schulen nicht leisten. Die Schule hier könnte man als Realschule mit beruflicher Orientierung bezeichen. Drei Jahre dürfen sie hier bleiben und wenn sie die strengen Prüfungen bestehen, noch weitere zwei Jahre studieren.Mit 13 kommen sie hier her. Am Wochenende wird in 18 verschiedenen Berufen ausgebildet, oft von Ehrenamtlichen, so wie Emma.

Geleitet wird alles von 17 Schwestern. Die Leiterin, oder Oberin, oder Äbtissin ist 51 Jahre alt und stammt aus Korea. Sie lies es sich nicht nehmen mich und Emma jeden Tag zwei mal zum Essen einzuladen. Dabei gab sie sich die Ehre und saß immer mit dabei. Gestern zeigte sie mir auf einem Spaziergang "ihr" ganzes Gelände, ihre Aufforstung, die Gewächshäuser, die Bäckerei und die Fischzucht, in der jeden Monat eine Tonne Fische (alles orangefarbene Goldfische) erzeugt werden. Noch eine weitere Koreanerin ist hier, drei aus den Philipinen und die anderen sind haupsächlich Mexikanerinnen. 45 Lehrer und 50 weitere Arbeiter sind angestellt. Sehr groß wird auch der Sport geschrieben. Einer durfte sogar an der lateinamerikanischen Gewichtshebermeisterschaft in Venezuela teilnehmen. Was mich besonders tief beeindruckte, war mit welcher Liebe, Hingabe, aber auch agressionsfreier Strenge die Schwestern das ganze führen. Ich habe auch zwischen den Jugendlichen keine Agressionen entdeckt. In ihren strahlenden Gesichtern fiel mir immer wieder eine große Ausgeglichenheit auf. Man spürt, dass sie sehr gerne hier sind und dass sie sich alle in dieser prägenden Zeit, zwischen 13 und 17, auch ohne Fernsehen und Handy sehr wohl fühlen.

Was diese Schwestern hier leisten, verdient meinen höchsten Respekt. Ich bin total von ihrer Arbeit begeistert. Man kann zum Katholizismus, zur Kirche oder auch den Klöstern durchaus skeptisch stehen, aber was hier selbstlos geleistet wird, ist einmalig. Das heisst eigentlich achtmalig, denn diese Einrichtung gibt es weltweit bereits achtmal. Alles ist auf Spenden aufgebaut, erzählen sie und vieles käme auch aus Deutschland, leider nicht so viel in diesem Jahr. Wirtschaftskriese! Ich durfte mich frei bewegen und erhielt die Erlaubnis alles zum filmen, die ich auch reichlich nutzte. Für den Kirchen TV könnte es auf jeden Fall ein interessanter Film sein.

Heute Nacht um 21 Uhr geht´s weiter. Erst gut 8 Stunden Flug nach Santiago und nach 4 Stunden Aufenthalt 3 Flugstunden nach Montivideo, Uruguay. Treffe dort am Samstag für 2 Tage einen Mann, der eine Serra möchte und auch Vertreter werden will. Muss aber hier schon um 16 Uhr los und habe auch in Mexiko Stadt 4 Stunden Aufenthalt. Wird ein langer Ritt! Wir treffen uns am Vormittag nochmal mit dem Vorsitzenden der Holzverarbeiter an der Schule. Er möchte sehen was wir gemacht haben. Er übernimmt schließlich auch meine Hotelkosten für die 5 Nächte im Ibis, die längste Zeit die ich bisher auf meiner Reise an einem Ort blieb. - Und das tat mir sehr gut, noch dazu in dieser positiven Umgebung tagsüber.

Liebe Gruesse
Hans Fritz
21. November 2008

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