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Meine Reiseberichte
Chilereise von November 2007 bis Februar 2008 - Bericht 6
Jahreswechsel in Chile

Hallo, ich wuensche Euch einen schönen Jahreswechsel.
Hatte gestern grad schoen Zeit zum schreiben, da wir endlich nach ueber zwei Wochen, mal so ein richtiges Regenwetter hatten. Es hat so geschuettet, dass ich beim Brot holen kaum ueber die Strasse gehen konnte. Heute ist es trocken, bei 22 Grad aber etwas bewoelkt.

Hier denke ich oft an Seebruck, da Villarrica genau so wie unser Seebruck am Fluss-auslauf eines grossen See's liegt. Auch gegenueber von Seebruck gibt es eine Verbindung. Eine neue Brauerei Nahmens Grassau braut hier Bier und als erste sogar Weissbier, "nach einem alten Rezept von einem suedbayerischen Ort". Die Anlage wurde in Chieming gekauft und der Braumeister, der sie fuer ein Dreivierteljahr hier einfuehrt, lebt sonst in Obertrum im Land Salzburg. Ein wesentlicher Unterschied zu uns ist allerdings die Naehe zum Meer. Es ist so als finge hinter Muenchen schon das Meer an.

Gestern waren wir fuer eine Nacht wieder am Meer, diesmal in Mewin, einen armen Fischerdorf mit einem kleinen aber schnuckeligen Fischmarkt und einem 5 km langen Sandstrand, eingerahmt von schroffen Felsen. Gudrun Brecht, 68, aus Goettingen, kaufte vor 15 Jahren das hier einzige Hotel. Ihr Mann wollte nachkommen, starb aber 3 Wochen nach seiner Pensionierung. Genau auf den Tag 10 Jahre spaeter brannte alles ab. Vor 4 Jahren hat sie wieder neu aufgebaut, allerdings mit jetzt nur 8 Zimmern, etwas kleiner. Ein absoluter Geheimtipp, auch ihre Kueche. Ich kenne sie schon seit 5 Jahren und wir sind schon alte Freunde.

Gudrun erzaehlte, dass beim Zunami 1960 das Hotel im Wasser stand, abwohl es 15 m ueber dem Meer liegt. Das Meer, nur 200 m vom Hotel entfernt, soll nicht mehr zu sehen gewesen sein. Es gab keine Toten damals, weil die Leute wussten, dass sie auf die Berge mussten, wenn das Meer verschwindet. Frag mich, warum das in Asien niemand wusste. Damals sank auch viel Boden ab, besonders auch in der 35 km vom Meer entfernten Stadt Valdivia. In dem Fluss zwischen Meer und Stadt liegt heute noch ein grosses Schiff, das die Welle hier abgesetzt hat. Die Stadt ist sehr deutsch, da um 1850 hier sehr viele deutsche Einwanderer hier her kamen.

Unter anderem kam auch der kaiserliche Kupferstecher Codovezky, nach dem sogar heute noch eine Strasse in Berlin benannt ist, hier an. Jorge 44, einer seiner Ur-Ur-enkel betreibt von uns ein Serrasaegewerk und hat eine Menge Land geerbt. Vor ein paar Tagen hat er mir ein Hektar Gewerbe-Land mit Einfahrt an der Autobahn zum Tausch gegen seine ausstehenden Raten vom Saegewerk angeboten. Ich bin diesbezueglich noch am pruefen. Sein Vater betreibt eine grosse Landwirtschaft mit 153 Kuehen, mit Weizen- und auch bei uns ueblichen Ackeranbau und als Sonderkulturen, Blaubeeren und Halselnuesse. Die Milchpreise sind auch hier fast um das Doppelte gestiegen, aber Pappa Codovezky jammert genau so wie alle Bauern auf der Welt, weil ja auch die Energie- und die hohen Kraftfutterpreise die Mehreinnahmen wieder auffressen und weil wegen Trockenheit derzeit kaum was waechst. Bei Gudrun traf ich auch einen alten deutschen Stammgast auf Kurzurlaub, der 800 ha Land und 500 Milchkuehe besitzt.

Heute feiere ich Silvester bei Wolfgang und Gabi. Es kommen etwa 15 Leute, Bayern und Oesterreicher. Die meisten sind auf Weltumseglung und gerade in Chile "gelandet". Sie kennen Wolfgang vom Funk her, denn er hat mit allen Weltumseglern von der Kueste bis Polynesien taeglich Funkkontakt. Die sind sehr dankbar, da Wolfgang fuer oft 20 Segler die einzige Informations-Quelle fuer den Wetterbericht ist. Ich bin ja gespannt wann mein Freund Alberto Peek, der Chefarzt der plastischen Chirurgie aus Vogtareuth, der mir vor 3 Jahren nach meinem Sprung ins Wasser den Kopf zusammenflickte, hier ankommt. Er ist seit vor Weinachten aus Neuseeland hierher auf den Weg. Wolfgang hat ihn bestimmt bald am (Funk)bandl.

Ich wuensche Dir von ganzem Herzen alles Gute fuer das Neue Jahr. Viel Glueck und Erfolg und inneren Frieden. Da ich Ende Februar 2009 eine grosse Chilereise mit 8 Personen plane und mit einem chilenischem Reisebuero gerade ausarbeite, kannst Du Dir ueberlegen, ob Du dabei sein willst. Waere doch ein schoener Vorsatz fuers neue Jahr.

Am 3.1. fahre ich mit dem Nachtbuss nach Santiago und weiter mit dem Flieger nach Suedperu. Um den 10. Februar komme ich dann wieder nach Villarrica. Werde mich moeglicherweise nicht aus Peru melden koennen. Schauma a moi!

Alles liebe

Hans
31. Dezember 2007

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